Die gebaute Umwelt in Europa

Die gebaute Umwelt in Europa

Aufgrund seines hohen menschlichen und wirtschaftlichen Entwicklungsstandes ist Europa ein komplexer und überwiegend städtischer Kontinent. Städtische Gebiete haben eine einzigartige wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung entwickelt, die sowohl ihre lokale Geografie als auch die breitere europäische Gemeinschaft widerspiegelt. Drei städtische Gebiete, die dies verdeutlichen, sind Frankfurt, Deutschland, Den Haag, Niederlande, und Tallinn, Estland.

Frankfurt, Deutschland, hat schätzungsweise 2.295.000 Einwohner und ist ein internationales Zentrum für Handel, Finanzen und Verkehr. Frankfurts zentrale Lage in Europa hat zu einer umfangreichen Verkehrsinfrastruktur mit Flug-, Bahn- und Straßenverbindungen geführt. Frankfurt ist ein Drehkreuz des europäischen Reiseverkehrs.

Frankfurt ist auch ein Banken- und Handelszentrum und beherbergt die Frankfurter Börse, die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank sowie mehr als 300 nationale und internationale Bankzentralen. Außerdem finden hier eine Reihe wichtiger Messen statt, darunter die weltgrößte Automobilausstellung, die Buchmesse und die Musikmesse.

Den Haag, Niederlande, hat etwa 629.000 Einwohner und ist als „Internationale Stadt des Friedens und der Gerechtigkeit“ und „Zweite UN-Stadt“ bekannt. (New York ist die erste.) Den Haag ist Sitz des Internationalen Gerichtshofs (IGH) und des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), zweier wichtiger Institutionen der Vereinten Nationen. Der IStGH verurteilt Personen, die wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ wie Völkermord und ethnische Säuberung angeklagt sind. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) ist dem Internationalen Strafgerichtshof ähnlich, beschränkt sich aber auf Verbrechen im Zusammenhang mit den Kriegen der 1990er Jahre auf der Balkanhalbinsel.

In Den Haag befindet sich auch der 1899 gegründete Ständige Schiedsgerichtshof (PCA). Der PKA ist die älteste Institution zur Beilegung internationaler Streitigkeiten. Eines der bekanntesten Gebäude der Stadt ist der Friedenspalast, der den Spitznamen „Sitz des internationalen Rechts“ trägt. Der Friedenspalast beherbergt den IGH und das PKA.

Tallinn, Estland, hat schätzungsweise 413.000 Einwohner und entwickelt sich zu einem europäischen Zentrum der Informationstechnologie. Die Stadt beherbergt die Softwareentwickler von Skype, das für sein einflussreiches Internet-Telefonieprogramm bekannt ist, und Kazaa, ein beliebtes System zum Austausch von Musikdateien. Wissenschaftler sind der Meinung, dass Tallinns 50 Jahre altes Institut für Kybernetik dazu beigetragen hat, dass die Stadt schon früh internetbasierte Technologien übernommen hat.

Estlands boomende Technologiebranche macht es zu einem der wirtschaftlich dynamischsten Länder Europas. Ausländische Investoren besuchen Tallinn regelmäßig, und die Stadt wurde 2011 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt.

Europa verfügt über eine Reihe von hochmodernen technischen Wunderwerken, die sich mit den Problemen der Region in den Bereichen Energie, Verkehr und Kommunikation sowie Entwicklung befassen. Die Langeled-Pipeline, die im Oktober 2007 fertiggestellt wurde, ist die größte Unterwasserpipeline der Welt. Sie bringt norwegisches Erdgas in das Vereinigte Königreich. Die Pipeline verläuft etwa 1.167 Kilometer (725 Meilen) durch die Nordsee, beginnt am Ormen Lange Gas Process Terminal in Norwegen und endet am Easington Gas Terminal in England. Die Pipeline verfügt auch über einen Anschluss, mit dem das Netz noch weiter und auf das europäische Festland ausgedehnt werden könnte.

Das Viadukt von Millau, das im Dezember 2004 fertig gestellt wurde, ist die höchste Brücke der Welt. Sie ist Teil einer Autobahn, die Paris und Montpellier in Frankreich miteinander verbindet. Die Brücke verbindet zwei Hochebenen, die durch ein tiefes Flusstal getrennt sind. Sie führt den Verkehr auf vier Spuren 270 Meter über dem Tal. Die Brücke ist mehr als 2.460 Meter lang, und ihr höchster Stützmast ist mit 343 Metern höher als der Eiffelturm. Im Jahr 2006 erhielt das Millau-Viadukt den Outstanding Structure Award der International Association for Bridge and Structural Engineering (Internationale Vereinigung für Brücken- und Hochbau) für sein innovatives Design und die Weiterentwicklung von Brückenbautechnologien.

Das Venice Tide Barrier Project, das 2014 fertiggestellt werden soll, wird die Küstenstadt Venedig, Italien, vor zerstörerischen Fluten schützen, die die Stadt seit Jahrhunderten bedrohen. Das Projekt besteht aus 78 riesigen Stahlpaneelen, die die drei Buchten überspannen, durch die das Wasser aus der Adria in die Lagune von Venedig eindringt. Jede Platte, die 272 Tonnen wiegt und 28 Meter breit und 20 Meter hoch ist, wird auf Betonsockeln befestigt, die in den Meeresboden gegraben werden. Wenn eine Flut vorhergesagt wird, werden die hohlen Platten mit Druckluft gefüllt, so dass sie sich aufrichten und eine Barriere für die ankommenden Wellen bilden. Das Projekt hat jedoch zu politischen Auseinandersetzungen und Umweltbedenken geführt.

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