Politisches Interesse – Bereitschaft, sich an politischen Aktionen zu beteiligen

Politisches Interesse – Bereitschaft, sich an politischen Aktionen zu beteiligen

Oh, east is east and west is west / and never the twain shall meet“ lautet der berühmte Anfang von Rudyard Kiplings Ballade von Ost und West. Ein kurzer Blick auf die Karten und Statistiken über die politische Situation in West- und Osteuropa scheint diese Feststellung zu unterstreichen. Die westlichen Demokratien sind viel älter als die östlichen. Im Osten ist die Bereitschaft, sich an politischen Aktionen zu beteiligen, geringer als im Westen. Die Unterstützung für die Demokratie ist im Westen hoch und in den östlichen Teilen Europas niedrig. Kurz gesagt: Der Eiserne Vorhang scheint nicht verschwunden zu sein, er hat sich nur ein wenig gehoben.

Fragt man in der European Value Study die Menschen nach der Aussage „Die Demokratie mag ihre Probleme haben, ist aber besser als jede andere Regierungsform“, so ist die Zustimmung überwältigend. Mehr als 90 Prozent der Europäer stimmen dieser Aussage zu. Im Allgemeinen verdient Europa immer noch die Bezeichnung „Wiege der Demokratie“. Dennoch gibt es große Unterschiede. In Westeuropa ist die Unterstützung für die Demokratie stark, insbesondere in Norwegen, Island, Dänemark und Griechenland. Im Osten nimmt die Unterstützung für die Demokratie ab. In der Russischen Föderation und den ehemaligen Sowjetstaaten Estland und Lettland hält nur einer von fünf Befragten ein demokratisches System für „sehr gut“. Dennoch stehen zwei von drei Russen hinter ihrer kürzlich erreichten Demokratie.

Die Distanz der Menschen zur Demokratie in den osteuropäischen Ländern lässt sich erklären. Erstens sind einige Demokratien im Osten nach westlichen Maßstäben sehr schlecht. In der Russischen Föderation ist die Pressefreiheit eingeschränkt, politische Gegner werden ausgebremst und demokratische Institutionen wie das russische Parlament sind schwach. Zweitens: In Osteuropa ist die Demokratie noch sehr jung. Der Aufbau von Vertrauen in einen demokratischen Staat ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauert. Drittens stand die Demokratie während des kommunistischen Regimes für Hoffnung. Da die Menschen nicht wussten, was die Demokratie tatsächlich leisten kann, dachten sie, eine demokratische Gesellschaft würde ihre Probleme lösen. Sie rechneten nicht mit einer langen Übergangszeit, die mit Angst, Aufruhr und sozialen Unruhen verbunden war.

 

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